Dienstag, 5. August 2014

100DOS: Nature One: the golden 20

Oder auch: Polizei: Freund und Helfer. Was sonst.

Weil es hier langsam an schlechten Touri-Party-Bildern reicht, dachte ich, dass ich einfach mal den gewissen bitteren Beigeschmack meiner letzten Festivalerfahrung ein wenig in den Mittelpunkt rücke, anstatt ausschließlich abgerissene Partyfotos zu zeigen.
Die Nature One ist eins der größten (Electrotechnobla-) Festivals Deutschlands, also warum nicht mal hin da, sind ja schließlich Semesterferien. Die Nature war dieses Jahr mit 72.000 Besuchern auch tatsächlich ausverkauft; das Publikum größtenteils jünger und auch ein wenig prollig (Konnotation des Adjektivs bitte ausblenden), aber in jedem Fall eine angenehme Abwechslung zu der Clubszene in Berlin, aber das würde jetzt zu weit führen, obwohl kein uninteressanter Eindruck.

Weniger angenehm war die Hinfahrt. Jeder Shuttlebus wurde ausnahmslos vom Zoll angehalten und auf Drogen geprüft. So weit, so nachvollziehbar.
Wo es allerdings aufhört, war an der Stelle, als wir gezwungen wurden, uns in der prallen Sonne wie Sträflinge hintereinander aufzureihen, damit der Drogenspürhund an uns schnüffeln konnte, ob wir sonst was für illegales Zeug einstecken hatten. Als der Großteil von uns als unschuldig eingestuft wurde, sollten wir uns auf den Fußboden setzen, 30 Minuten mitten in der Sonne, bis wir einzeln aufgefordert wurden, unsere Koffer (teils beschädigt, da vom Zollpersonal einfach auf den Boden geworfen) selbst wieder einzuräumen. Dann hieß es zurück in den heißen Bus. (30° im Schatten, dementsprechend mehr in einem verdammten Reisebus), während die potentiell verdrogten unserer Gruppe darauf warten mussten, einzeln gecheckt zu werden (Spoiler: Bei niemandem wurde was gefunden, alle durften mit). Der Busfahrer durfte den Motor nicht starten, um die Klimaanlage laufen zu lassen. Niemand durfte an seine Taschen bzw Koffer gehen. An jeder Bustür zwei Polizisten. Wir waren bei mehr als 40°C in dem Bus eingepfercht wie Tiere - und das obwohl bewiesenermaßen unschuldig (Disclaimer: auch bei potentiell schuldig wäre dies nicht legitimiert, just sayin).
Ein Mädchen drohte zu kollabieren, weil alles Wasser leer war. Ich ging zur Tür: "Entschuldigung", sprach ich den Polizisten an, mit dem festen Vorsatz, meine Contenance zu wahren "wäre es vielleicht möglich, an meinen Koffer zu gelangen, um Wasser zu holen?"
Antwort: "Ich nichts mehr Entschuldigung, ich jetzt nix mehr deutsch, niemand mehr reden mit mir".
Professionalität in Reinform.
Ende vom Lied: Bevor das Mädchen ohnmächtig wurde, durfte es dann nach 30 Minuten Kampf mit den Beamten doch etwas trinken. Nach knapp 3 Stunden ging es weiter. Zwei Polizisten werden von uns wegen Beleidigung, Sachbeschädigung und Körperverletzung angezeigt.
Schade, so eine unnötige Erfahrung gemacht haben zu müssen. Aber alle Festivalgänger sind natürlich verdrogte Junkies, alle, die Spaß haben wollen direkt schuldig.






Und für ein wenig positive Stimmung: Ein kleiner Eindruck. Ciao, Festivalsaison, mal sehen, wo es nächstes Jahr hingeht!

Cheers.